Aktualisiert am 22.08.2024
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ESG-Reporting meistern: Eine Anleitung in 8 Schritten

Nachhaltiges Handeln wird jetzt messbar: ESG-Reporting macht den Unterschied im Umgang mit Umwelt, Soziales und Governance. Wir führen euch in acht Schritten durch den Prozess und zeigen, wie ihr den ESG-Bericht zu einem echten Erfolgsinstrument macht.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ein erfolgreiches ESG-Reporting erfordert klare Strukturen bei Standards, Timeline und Zuständigkeiten, um Nachhaltigkeitsziele effektiv umzusetzen.
  • Die CSRD-Berichtspflicht bietet euch die Möglichkeit, eure nachhaltigen Maßnahmen transparent zu dokumentieren und eure Marktposition zu verbessern.
  • Unternehmen wie Allianz und Mondi verdeutlichen in unseren Beispielen, wie Best Practices im ESG-Reporting effektiv umgesetzt werden.
  • Mit einem durchdachten ESG-Reporting stärkt ihr die Krisenresistenz eures Unternehmens, gewinnt das Vertrauen von Investoren und fördert eine positive Unternehmensreputation.

Inhalt

ESG-Reporting als Schlüssel für mehr Nachhaltigkeit

Löst euch von dem Gedanken, dass die neue Berichtspflicht nur ein lästiges Übel ist. Im Gegenteil – sie bietet euch die Gelegenheit, die Stärken und das Engagement eures Unternehmens herauszustellen. 

Im Grunde genommen bekommt euer Unternehmen mit der ESG-Berichtspflicht künftig die Chance, mit nachhaltigen Maßnahmen wirtschaftlich zu punkten und sich gegenüber der Konkurrenz besser zu positionieren. 

ESG, das ist die Abkürzung von Maßnahmen aus den Bereichen Umwelt (Environment), Soziales und Governance. Zu diesen drei Säulen der Nachhaltigkeit werdet ihr künftig alle wichtigen Maßnahmen dokumentieren, Daten erheben und die Informationen dazu offenlegen. Dieses Reporting ist darauf ausgerichtet, Transparenz zu schaffen und damit die Entscheidungsfindung von Investoren, Zulieferern, Subunternehmen, Kundschaft und anderen Stakeholdern positiv zu beeinflussen.

Die Bedeutung des ESG-Reportings hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Bereits in den 1990er Jahren begannen einige Unternehmen, freiwillig über ihre Umwelt- und Sozialpraktiken zu berichten.

Ein bedeutender Meilenstein war dann die Einführung der EU-Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung (Non-Financial Reporting Directive, NFRD) im Jahr 2014, die große Unternehmen verpflichtete, Informationen zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen offenzulegen. Diese Richtlinie wurde durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) weiter verschärft, die ab 2024 in Kraft tritt und die Anforderungen erheblich erweitert. 

Damit ihr den Bericht über eure Nachhaltigkeits-Aktivitäten ins richtige Licht setzen könnt, geben wir euch hier in 8 Schritten und mit Best Practices den richtigen Weg vor.

Schritt 1: Die Vorteile verstehen – darum ist ein ESG-Reporting wichtig und wertvoll

Endlich wird messbar, was vielleicht bisher von einigen noch als „Gutmenschentum“ abgetan wurde. Agile, verantwortungsbewusste Organisationen können ihre Trümpfe stärker ausspielen, indem sie ihre Nachhaltigkeitsleistungen transparent und mit Zahlen unterfüttert darlegen. Mit diesem Ansatz wird Greenwashing sukzessive der Boden entzogen.

Auch Betriebe, die bisher zwar Wert auf Nachhaltigkeit legten, aber aus verschiedenen Gründen nicht konsequent in ihrer Unternehmensstrategie durchgesetzt haben, profitieren von der CSRD. Sie bekommen mit dem Regelwerk ein Instrument an die Hand, nach dem sie strukturelle und langfristige Veränderungen planen und umsetzen können.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass positive ESG-Ergebnisse ein Merkmal erfolgreicher Unternehmen sind und dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen mit einer besseren finanziellen Leistung korrelieren. Schon die folgenden drei Gründe zeigen, warum euch das ESG-Reporting nach vorne pushen kann.

Drei gute Gründe, wie das ESG-Reporting eurem Unternehmen hilft

1. Mehr Chancen auf Investitionen

Investoren legen immer mehr Wert auf nachhaltige Geschäftspraktiken. Sie erwarten von Unternehmen nicht nur finanzielle, sondern auch nachhaltige Leistungen. Ein detaillierter ESG-Bericht ermöglicht Investoren, fundierte Entscheidungen zu treffen, indem sie Einblicke in die Nachhaltigkeitsstrategie und das Risikomanagement eures Unternehmens erhalten. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist BlackRock: Als einer der größten Vermögensverwalter weltweit hat er angekündigt, vermehrt in Unternehmen zu investieren, die ESG-Kriterien erfüllen

2. Mit Risikomanagement Krisen vermeiden

Ein umfassendes ESG-Reporting hilft eurem Unternehmen, Risiken im Zusammenhang mit Umweltveränderungen, schlechter Unternehmensführung aber zum Beispiel auch sozialen Unruhen in Ländern innerhalb der Produktionskette zu identifizieren und zu managen. Durch die systematische Erfassung und Bewertung von ESG-Daten könnt ihr frühzeitig Risiken erkennen und Maßnahmen ergreifen, um negative Auswirkungen zu minimieren. Laut einer Umfrage unter Risikomanagern liegen die Bemühungen des Risikomanagements in den drei ESG-Bereichen auf folgenden Schwerpunkten:

UmweltSozialesGovernance
Haftungsfällen aus Klima- und Umweltschäden vorbeugen (75%)Datenschutz und Cybersicherheit (97%)Lieferkettenkontrolle (79%)
Kohlenstoff und Emissionsminderung (75%)Sicherheit am Arbeitsplatz (88%)
Produkthaftung (79%)

3. Reputation des Unternehmens stärken

Transparente Berichterstattung über Nachhaltigkeitsbemühungen verbessert oder festigt das Unternehmensimage und stärkt das Vertrauen der Verbraucher, der Investoren, Zulieferer und anderer Stakeholder. Damit beugt ihr Situationen vor, die euerem Unternehmen ernsthaft schaden können. 

Der britische Fast-Fashion-Händler Boohoo zum Beispiel litt erheblichen Reputationsverlust, als Medien aufdeckten, dass Mitarbeiter:innen eines Subunternehmens in Leicester weniger als der Mindestlohn gezahlt wurde. Im Ergebnis war nicht nur der Ruf ruiniert, sondern der Aktienkurs des Unternehmens sackte innerhalb kürzester Zeit um rund zwei Milliarden Britische Pfund ab.

Aber so weit muss man gar nicht schweifen, um Negativbeispiele zu finden. Wie euch sicher noch im Gedächtnis ist, hat der Abgasskandal dem Volkswagen-Konzern die wohl schwerste Krise der Unternehmensgeschichte beschert.

Schritt 2: Die Vorgaben recherchieren – diese Standards gehören in den ESG-Bericht

Der Dreh- und Angelpunkt der ESG-Berichterstattung sind die Standards, nach denen berichtet wird. Denn die Daten, die ihr erhebt und offenlegt, müssen vergleichbar sein mit den Angaben aller anderen Marktteilnehmer. 

Daher entwickelt die EU entsprechende Berichtsstandards, die European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Verantwortlich für die Erarbeitung der Standards ist die EFRAG, die European Financial Reporting Advisory Group.

Wir geben euch hier einen kurzen Überblick über diese Nachhaltigkeitsstandards:

  • ESRS1 enthält allgemeine Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung, definiert die Anwendungsregeln für die Standards, Struktur der Berichte und Berichtsprinzipien. 
  • ESRS2 umfasst themenübergreifende Berichtsanforderungen.

Die Unterteilung setzt sich dann weiter fort in den einzelnen Bereichen mit Berichtsstandards zu folgenden Themen:

UmweltSozialesGovernance

Fokussiert sich auf den Klimaschutz, die nachhaltige Ressourcennutzung und den Erhalt der ökologischen Vielfalt.

Dieses Themenfeld umfasst Arbeitsbedingungen, Gleichbehandlung und Menschenrechte einschließlich Chancengleichkeit, Inklusion, faire Löhne, Arbeitnehmerrechte, Sicherheit etc. 

Hier geht es um Standards bei den Themen Unternehmenskultur, Umgang mit Whistleblowern, Korruption, Lobbytätigkeit etc.

ESRS E1: Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie

ERS S1: Eigene Belegschaft

ESRS G1: Unternehmenspolitik

ESRS E2: Umweltverschmutzung

ERS S2: Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette

ESRS E3: Wasserverbrauch und Nutzung mariner Ressourcen

ERS S3: Betroffene Gemeinschaften (Achtung der Menschenrechte)

ESRS E4: Biodiversität und Ökosysteme

ERS S4: Verbraucher und Endnutzer

ESRS E5: Ressourcennutzung und Circular Economy

Worüber ihr letztendlich verpflichtend berichten werdet, hängt von der Wesentlichkeitsanalyse ab. Das Instrument der Doppelten Wesentlichkeit wurde mit der CSRD eingeführt, um den Umfang der Berichtspflicht bestimmen zu können.

Nach der doppelten Wesentlichkeit gilt ein Thema als bedeutend, wenn es finanzielle Risiken oder Chancen für das Unternehmen mit sich bringt oder erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft hat. Es wird berichtspflichtig, sobald es aus einer der beiden Perspektiven als wesentlich angesehen wird.

Schritt 3: Timeline erstellen – so plant ihr euren ESG Report ohne Stress

Nun fasst ihr konkret ins Auge, wann ihr mit euren Vorbereitungen fertig sein solltet und erstellt eine Timeline. Je nach Unternehmensgröße und Tätigkeitsbereich unterscheidet sich nämlich der Beginn für eure Reports. 

Nicht nur die CSR-Direktive für die EU gilt es dabei zu beachten, sondern auch die neuen Regularien für den US-Handel. Denn die US-Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission) hat ebenfalls aktuell Regeln zur Verbesserung und Standardisierung der klimabezogenen Angaben für Investoren verabschiedet

In der nachfolgenden Übersicht des deutschen Wirtschaftsministeriums könnt ihr auf einen Blick ablesen, ab welchem Stichtag die Berichtspflicht für euch gilt. 

Schritt 4: Zuständigkeiten klären – so stellt ihr ein schlagkräftiges ESG-Team auf die Beine

Das Erstellen eines ESG Reportings ist ein komplexes Thema, das ein tiefes Verständnis der verschiedenen Berichtsrahmen, der rechtlichen Anforderungen und der unterschiedlichen Umwelt- und Sozialkennzahlen erfordert. Bevor ihr also beginnt, ist es wichtig, die internen Zuständigkeiten zu klären. 

1. Aufbau eines effektiven ESG-Teams

Da es vielen Unternehmen (noch) an Ressourcen mangelt, um ein spezielles Team für die ESG-Berichterstattung einzustellen, ist es sinnvoll, ein funktionsübergreifendes Team mit klaren Rollen und Zuständigkeiten zu bilden. 

Dieses Team sollte sich um Bereiche wie regulatorische Anforderungen, Transparenz, Anforderungen von Investoren, Risiko und Projektmanagement kümmern. Wichtig ist, dass alle Teammitglieder auch über Kenntnisse im Datenmanagement verfügen und in der Lage sind, komplexe Daten in leicht verständliche Erkenntnisse zu verwandeln. 

Dieses Team sollte außerdem mit den notwendigen digitalen Tools ausgestattet sein, um effizient arbeiten zu können. Denn ESG-Datenmanagement bringt tatsächlich einen erheblichen Mehraufwand mit sich. Die Messung und Ergebung der Daten ist derart komplex, dass sie mit bisher verwendeter Software eventuell nicht mehr zu bewältigen ist. Speziell darauf zugeschnittene Software unterstützt das Team bei der Datenerfassung und der Verwaltung der Berichts-Formate. (siehe auch Schritt 6)

2. Verankerung der ESG-Themen in der Führungsetage

Rückhalt für eine effiziente und umfassende ESG-Berichterstattung bekommt ihr nur dann, wenn das Thema durch alle Führungsetagen hindurch fest als „Chefsache“ etabliert ist.

Erforderlich ist ein Top-Down-Ansatz mit klarer Verantwortlichkeit und vollem Engagement der Führung. Nachhaltigkeitsaspekte sollten in die Kerngeschäftsstrategie des Unternehmens und seine Risikomanagementprozesse integriert werden. Die ESG-Berichterstattung ist ja künftig auf die Gesamtziele eures Unternehmens ausgerichtet.

Tips & Checklisten

Es ist wichtig, von Anfang an Schulungen für die ESG-Teams anzubieten, die in den Datenerfassungprozess eingebunden sind. Damit stellt ihr sicher, dass Standards eingehalten werden und alles reibungslos läuft. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der ESG-Kennzahlen sind für die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung von größter Bedeutung. Nutzt auch die Ressourcen und Leitfäden von Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern oder dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Schritt 5: Daten eruieren – so entscheidet ihr, was in den ESG Report kommt

Vielleicht sind ESG-Berichte in eurem Unternehmen nicht völliges Neuland. Womöglich gibt es bereits Zusammenfassungen der strategischen Nachhaltigkeitsziele oder sogar die Präsentation unternehmerischer Erfolge in diesem Bereich. Doch mit der Einführung der Berichtspflicht nach der CSRD-Richtlinie wird aus den lockeren Rechenschaftsberichten ein Reporting, das strengsten Standards standhalten muss. Es geht nicht um gefühlte Erfolge, sondern um harte Fakten. Der erste Schritt ist also die Sammlung relevanter Daten.

Das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit betrachtet die Nachhaltigkeit aus zwei verschiedenen Perspektiven (Abb. 2):

  • Die finanzielle Wesentlichkeit umfasst alle externen Effekte von Nachhaltigkeitsaktiviäten, die sich intern auf die zukünftige Rentabilität des Unternehmens auswirken könnten
  • Die Wesentlichkeit der Auswirkungen beschreibt die Konsequenzen der Geschäftstätigkeit des Unternehmens auf seine Stakeholder, einschließlich der Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt

Ein Nachhaltigkeitsthema erfüllt das Kriterium der doppelten Wesentlichkeit, wenn es entweder aus einer oder aus beiden Perspektiven wesentlich ist.

Diese Methode kombiniert die externe und interne Perspektive und hilft, die wichtigsten ESG-Themen nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) systematisch zu identifizieren.

Quellen für die Datenerhebung

Für die Erhebung der Daten ist es erforderlich, sowohl interne als auch externe Quellen zu nutzen. Dank der Wesentlichkeitsanalyse hat das Unternehmen bereits eine Einteilung der wesentlichen Standards vorgenommen. Jetzt geht es darum, die dazugehörigen Daten ausfindig zu machen, zu identifizieren und gegebenenfalls künftig in die generelle Datenerhebung einfließen zu lassen.

Interne Quellen

Die Erstellung eines ESG-Reports betrifft erfahrungsgemäß Bereiche, die über verschiedene Abteilungen innerhalb eines Unternehmens verteilt sind. Das Fahrrad muss also nicht neu erfunden werden, wenn alle Teams eingebunden werden, die entsprechende Erhebungen bereits vornehmen. Meist geht es erfahrungsgemäß in erster Linie darum, das vorhandene Material zu sichten und zu sinnvollen Kombinationen mit anderen Kennzahlen zu verbinden. Hier einige Beispiele, wo notwendige Daten zu finden sind:

  • Umweltmanagement: Hier fließen Daten zu Umweltindikatoren wie CO2-Emissionen, Energie- und Wasserverbrauch sowie Abfallmanagement zusammen.
  • Human Resources: Die Personalabteilung hat den Überblick über Daten zu sozialen Aspekten, wie Arbeitsbedingungen, Diversität und Inklusion, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz etc.
  • Compliance- und Rechtsabteilung: Dieser Bereich ist verantwortlich für Daten zur Unternehmensführung, Unternehmensethik und Compliance.
  • Alle einbeziehen: Doch nicht nur auf die Fachbereiche gilt es hier zurückzugreifen, auch Mitarbeiterbefragungen und interne Audits haben ihren Wert.

Externe Quellen

Allerdings ist es nicht ausreichend, im eigenen Unternehmen die Datenschätze zu geben. Ganz entscheidend für die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist die Einbindung von Stakeholdern. Der Blick von Außen von allen Beteiligten hilft Unternehmen, die relevanten ESG-Themen zu erkennen und die Anliegen der Stakeholder zu priorisieren.

Mit  Umfragen, Interviews, Medienbeobachtungen oder Diskussionen vor Ort lassen sich die Anliegen und Bedürfnisse der Stakeholder erfassen und es gelingt eurem Unternehmen, die verschiedenen Perspektiven einzubinden. 

Tipp

Es bringt nicht nur wichtige Erkenntnisse zutage, wenn Unternehmen mit Investoren, Kunden Lieferanten und öffentlichen Stellen an einem Strang ziehen. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit fördert Transparenz und bringt langfristig die eigene ESG-Strategie voran.

Glücklicherweise gibt es inzwischen spezialisierte Softwarelösungen, die euch die Datenerfassung für das ESG-Reporting deutlich erleichtern. Tools wie Sphera und Enablon sammeln, analysieren und stellen eure Daten strukturiert dar.

Schritt 6: Analyse und Bewertung – mit Tools und Prüfern zum validen Ergebnis

Digitalisierung spielt eine Schlüsselrolle für die Vorbereitung und Erstellung der ESG-Berichterstattung. Bisher galten bei vielen Unternehmen noch Excel-Tabellen als altbewährtes Mittel. Laut der der PwC-Studie „ESG-Strategie und Reporting im Mittelstand“ gaben drei Viertel der befragten KMUs an, Schwierigkeiten bei der Erfassung, Verarbeitung und Analyse ihrer Daten zu haben – was daran liege, dass noch oft Excel-basierte Tools genutzt werden. 

Jedoch stoßen solche Insellösungen schnell an ihre Grenzen, wenn es um die zentralisierte Erfassung und Analyse von Kennzahlen und unstrukturierten Daten geht. Ideal ist ein zentraler Datenpool, in dem alle ESG-relevanten Informationen zusammenfließen und wo sie strukturiert und prüfbar gemacht werden.

Mit den richtigen Softwarelösungen lassen sich relevante Kennzahlen effizienter analysieren und bewerten. Welche Lösung für euch die richtige ist, hängt von euren spezifischen Anforderungen ab – verschafft euch einen Überblick über die Anbieter und entwickelt gemeinsam mit dem Team ein passendes Briefing. 

Tipp

Vergleichsportale wie Capterra, OMR-Reviews oder G2 können euch helfen, einen ersten Überblick über Angebote bei der ESG-Software zu erhalten und darauf aufbauend nach maßgeschneiderten Lösungen zu suchen.

Bei der Auswertung solltet ihr allerdings nicht ausschließlich auf interne Lösungen setzen.

Eine unabhängige Überprüfung der ESG-Daten und Prozesse durch qualifizierte externe Prüfer steigert die Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit eurer Nachhaltigkeitsangaben. Auch wenn die Prüfung erst schrittweise ab 2025 mit den verpflichtenden Reports (siehe Schritt 7) vorgeschrieben ist, erhöht schon jetzt eine externe Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung die Glaubwürdigkeit und Relevanz eures Reports. Eine Verifizierung könnt ihr durch unabhängige Prüfstellen wie die DEKRA vornehmen lassen. 

Schritt 7: ESG-Report erstellen – eure Daten wirkungsvoll präsentieren

Ein ESG-Report verlangt mehr als Fakten. Er muss den gesetzlichen Vorgaben entsprechen und zugleich ein ausgewogenes Bild aus allen relevanten Themenbereichen zeichnen. Die Kunst liegt darin, Informationen zu liefern, die bestimmte Kriterien erfüllen.

Die Informationen müssen

  • relevant,
  • vergleichbar,
  • überprüfbar und
  • leicht verständlich sein und
  • ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermitteln.

Die Offenlegung von Informationen in Übereinstimmung mit den ESRS erfordert neben den relevanten Kennzahlen auch eine Beschreibung der bestehenden Strategien, Ziele und Maßnahmen des Unternehmens.

Der ESG-Bericht sollte klar und strukturiert sein. Als Basics für den Aufbau bieten sich folgende Elemente an:

  • Einleitung: Beginnt mit einer Einführung, die den Zweck des Berichts und die wichtigsten ESG-Themen erläutert.
  • Daten und Analysen: Nutzt Diagramme und Tabellen, um komplexe Daten verständlich darzustellen. Stellt unbedingt sicher, dass die Datenquellen und Analysemethoden transparent und nachvollziehbar sind.
  • Standards: Verwendet die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) als Leitfaden. Auch wenn ihr noch nicht verpflichtend berichten müsst, orientiert euch am besten an den ESRS. Wer bisher bereits nach der Global Reporting Initiative (GRI) berichtet hat, besitzt eine gute Basis für die erhöhten Anforderungen nach den ESRS. Ende 2023 wurde mit dem „Interoperability Index” eine erste Gegenüberstellung beider Formate veröffentlicht. Die ESRS-Standards bieten euch die richtige Struktur und stellen sicher, dass der Bericht den gesetzlichen Vorgaben und den Erwartungen der Stakeholder entspricht.

Mit der CSRD wird der Nachhaltigkeitsreport zum festen Bestandteil des Lageberichts – und damit prüfpflichtig. Wer letztendlich prüfen darf, wird noch im Rahmen der Anwendungsbestimmungen der CSRD-Richtlinie nach europaweit einheitlichen Standards festgelegt. Etwas umständlich vom Umweltbundesamt formuliert sind es folgende Stellen, die diese Aufgabe übernehmen könnten:

„Prüfberechtigt sind Abschlussprüfer*innen und, wenn ein Mitgliedstaat von der Ermächtigung der CSRD Gebrauch macht, unabhängige Erbringer von Bestätigungsdienstleistungen. Bestätigungsdienstleistungen sind typischerweise Zertifizierungen, wie sie von Zertifizierungsstellen oder Umweltgutachter*innen vorgenommen werden.“

Schritt 8: ESG-Report veröffentlichen – macht eure Nachhaltigkeits-Aktivitäten sichtbar

Ihr habt hart an eurem ESG-Report gearbeitet – nun soll er auch allen wichtigen Stakeholdern zugänglich werden. Denn mit der Offenlegung wirkungsvoller Nachhaltigkeitsaktivitäten weist ihr euch als verantwortungsvoller und zuverlässiger Partner aus. 

Es gibt verschiedene Wege den Bericht zu veröffentlichen, einer davon ist sogar obligatorisch.

1. Lagebericht

Mit der Aufwertung des ESG-Reports wechselt er verpflichtend als gleichberechtigter Bestandteil in den Lagebericht. Nach CSRD-Vorgaben ist der Nachhaltigkeitsbericht in einem gesonderten Abschnitt des Lageberichts aufzunehmen. Aufgepasst: Die Berichte müssen gemäß der CSRD maschinenlesbar im European Single Electronic Format (ESEF) veröffentlicht werden. Das macht es Regulierungsbehörden und anderen Interessierten leichter, die Daten automatisch zu verarbeiten und zu analysieren.

2. Unternehmenswebsite

Veröffentlicht den Bericht auf eurer Website und stellt sicher, dass er leicht zugänglich und auffindbar ist.

3. Unternehmenskommunikation

Nutzt Pressemitteilungen, Social Media und andere Kommunikationskanäle, um den Bericht zu verbreiten und die Reichweite zu erhöhen.

4. Stakeholder-Engagement

Teilt den Bericht direkt mit wichtigen Stakeholdern wie Investoren, Kunden und Mitarbeitenden

ESG Reporting Best Practices

Ein ESG-Bericht ist mehr als nur eine gesetzliche Pflicht – er ist eure Chance, eure Strategien zu präsentieren und das Vertrauen von Investoren und Stakeholdern zu stärken. Hier sind einige Best Practices, die euch helfen können, einen effektiven ESG-Bericht zu erstellen.

1. Klare Struktur und Transparenz

Mit knapp 700 Mitarbeitern gehört die deutsche BayWa r.e. zu den führenden Anbietern in der Branche der Erneuerbaren Energien. BayWa r.e. integriert bereits seit 2022 eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie in die eigenen Geschäftsprozesse und hat dafür das Sustainability Framework 2025 entwickelt und veröffentlicht regelmäßige Updates zu seinen Nachhaltigkeitsberichten.

2. Stakeholder-Engagement

Ecoalf, das spanische Unternehmen für nachhaltige Mode, hat seine Stakeholder aktiv in die Erstellung des ESG-Berichts einbezogen. Durch Workshops und Umfragen mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten konnte Ecoalf die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen identifizieren und diese in ihrem Bericht adressieren. Javier Goyeneche, Gründer und Präsident von Ecoalf glaubt fest daran, dass die Einbeziehung der Stakeholder entscheidend für den Erfolg einer Nachhaltigkeitsstrategie. „Das Konzept der Nachhaltigkeit muss die gesamte Organisation durchdringen, denn Nachhaltigkeit bedeutet, dass man Entscheidungen treffen muss, die auf kurze Sicht wahrscheinlich nicht profitabel sind.“

3. Integration von ESG in die Unternehmensstrategie

Auch die niederländische Triodos Bank hat ESG-Ziele fest in ihre Geschäftsstrategie integriert. Durch die Fokussierung auf nachhaltige Finanzierungen und Investitionen hat die Triodos Bank nicht nur ihr nachhaltiges Profil geschärft, sondern auch ihre Marktposition gestärkt. „Nachhaltigkeit ist der Kern unseres Geschäftsmodells“, sagt Peter Blom, CEO der Triodos Bank. Und im Nachhaltigkeitsreport ist klar definiert: „Nachhaltigkeit ist ein zentraler Wert der Triodos Bank und ist in fast alle ihre Aktivitäten integriert. Seit ihrer Gründung, ist sich die Triodos Bank der Auswirkungen ihrer Investitions- und Finanzentscheidungen auf die Gesellschaft haben, sowohl positiv wie negativ. So etwas wie ein neutrales finanzielles Engagement existiert nicht.“

Weitere Beispiele für die Gestaltung und Darstellung von ESG-Reports

  • Alfen, niederländisches Unternehmen für Energiesysteme, Report 2023
  • Interface, britisches Unternehmen für Bodenbeläge, Report 2023
  • McKinsey, internationale Unternehmens- und Strategieberatung, Report 2023

Häufige Fehler vermeiden

Gerade wenn ihr euren ersten ESG-Report vorbereitet, schleichen sich bei der Umsetzung vielleicht unbewusst Fehler ein. Aber keine Sorge – wir zeigen euch hier in aller Kürze, wo die Fallen lauern, damit ihr sie vermeiden könnt.

1. Unvollständige oder irrelevante Daten

  • Achtet darauf, alle relevanten Daten zu erfassen und zu dokumentieren. Fehlende Informationen können die Glaubwürdigkeit des Berichts untergraben. Unzureichende Datenqualität zeigt sich, wenn Informationen ungenau, unzuverlässig oder inkonsistent sind, oft bedingt durch unvollständige Erfassungsprozesse oder fehlende Datenüberprüfung.
  • Die Einbindung von Investoren und anderen Interessengruppen kann dabei helfen, die wirklich wichtigen Informationen zu ermitteln. Datenmängel lassen sich am besten durch standardisierte Prozesse vermeiden. 
  • Standardisierte Prozesse und Automatisierung minimieren Fehler und steigern die Effizienz. Regelmäßige Audits oder externe Prüfungen sorgen zusätzlich dafür, dass eure Datenerfassungs- und Berichtssysteme rund laufen.

2. Greenwashing

  • Ihr tut eurem Unternehmen keinen Gefallen damit, wenn ihr es bei der Beschreibung und Bewertung eurer Umwelt- und Sozialleistungen übertreibt. Im Gegenteil. Dieses sogenannte Greenwashing schadet eher dem Vertrauen der Stakeholder und eurer Reputation. 
  • Um Glaubwürdigkeit zu gewährleisten, achtet auf klare und transparente Kommunikation und belegt alle Aussagen mit konkreten Zahlen und Fakten. 
  • Haltet euch an die anerkannten Nachhaltigkeitsstandards und identifiziert die wesentlichen Informationen, um dieses Problem zu vermeiden.

3. Fehlende Transparenz

  • Seid ehrlich und transparent, auch wenn es um Herausforderungen und ungelöste Probleme geht. Stakeholder schätzen Offenheit. Mangelnde Glaubwürdigkeit kann zu regulatorischen Sanktionen führen und die Investoren abschrecken.

4. Komplizierte Sprache

  • Verwendet eine klare und verständliche Sprache, um den Bericht zugänglich zu machen, und sorgt für eine ansprechende Visualität. Fachjargon und komplizierte Grafiken können abschreckend wirken.

Hinzu kommt: Fehlerhafte ESG-Berichte fressen Zeit und Geld, um korrigiert zu werden, was wiederum Zeit und finanzielle Mittel beansprucht, die besser in nachhaltige Maßnahmen investiert wären. Setzt von Anfang an auf eine klare, genaue und gut visualisierte ESG-Berichterstattung, um die Glaubwürdigkeit, Effizienz und finanzielle Stabilität eures Unternehmens zu sichern.

Fazit

Vor euch liegt die Aufgabe, euer ESG-Reporting auf ein neues Level zu bringen. Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in der EU wird der Nachhaltigkeitsbericht für viele Unternehmen Pflicht. Wer diese Verantwortung nicht nur als lästige Aufgabe begreift, sondern als Chance, sich mit guten ESG-Kennzahlen klar am Markt zu positionieren, ist klar im Vorteil. 

Es lohnt sich, Zeit zu investieren, um die Datenerfassung gut vorzubereiten – sowohl zeitlich als auch personell und technisch. Holt von Anfang an alle relevanten Stakeholder ins Boot und richtet euch nach den EU-Standards. Mit unserem 8-Schritte-Plan geben wir euch die Grundlage dafür, dass der ESG-Report für euer Unternehmen ein Instrument für neue Erfolge wird und seine Position im Wettbewerb stärkt.

Tina Sternberg

Geschäftsführerin greenchange

Unternehmensberaterin, Digital- und Strategie-Expertin, Autorin

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